Verlaufen bei Meister Petz

Eine Geocaching-Tour in der Niederen Tatra

Eigentlich sollte hier ein charmanter Beitrag zu unseren heutigen Erlebnissen folgen. Ich befinde mich allerdings gerade immernoch im Wut-Tunnel und möchte wahlweise Microsoft für die Erfindung von Windows 10 oder den Fabrikant unseres Tablets für seinen kleingeistigen Konstruktions-Schwachsinn mit viel Schwung gegen die Wand klatschen. Et lief heute nicht so beim Wanderpal…

Manchmal kommt es anders als man denkt. Unter diesem Motto stand unser heutiger Tag gleich in doppelter oder sogar dreifacher Hinsicht. Unsere geplante Tour fiel sozusagen ins Wasser (nein, es war nicht der Regen schuld!) und wie schon in den letzten Tagen hatten wir auch heute wieder richtig viel Vergnügen mit der modernen Technik.

Nach dem Studium des Wetterberichtes haben wir uns wegen der angesagten Wolkendichte dazu entschieden, heute nicht in die Tatra zu fahren, sondern eine (hoffentlich) schöne Wanderung durch die Ausläufer der Niederen Tatra zu machen. Und dabei insgesamt 12 Geocaches „einzusammeln“. Wir hätten dafür aber vielleicht vorher mal auf eine Wanderkarte schauen sollen.

Nach dem Frühstück haben wir unsere Rucksäcke gepackt, ins Auto geladen und sind los gefahren. Irgendwo in den Wald, in die Nähe des Ortes Svit. Zwischenzeitlich kam kurz die Frage auf, ob wir uns noch auf öffentlichen Wegen befinden. Das war durchgängig der Fall und nach kurzer Zeit hatten wir auch schon einen Parkplatz gefunden. Offensichtlich haben wir das Auto in einem Mountainbike-Hotspot abgestellt, denn die ganze Zeit fuhren Radler mehr oder weniger schnell an uns vorbei.

Beim Ausladen dann die erste ungeplante Überraschung des Tages. Wir haben einen kleinen See im Kofferraum. Und irgendwie sind auch die Rucksäcke nass. Zum vollendeten Glück fehlten eigentlich nur ein paar Badeenten. Wie sich herausstellte war Anjas Wasserflasche nicht ganz dicht und hat ihren Inhalt großzügig im Kofferraum verteilt. Zum Glück schien die Sonne, so dass wir erstmal alles zum Trocknen ausgebreitet haben.

Nach etwa 20 Minuten hatten wir dann das Gefühl, lange genug untätig herumgesessen zu haben und sind losgezogen. Die von uns anvisierten Caches waren von 1 bis 12 durchnummeriert und wie der ordnungsliebende Deutsche das so so macht, wollten wir bei 1 beginnen. Laut unseren Handykarten führte dort allerdings kein Weg hin. Es gab einen, der laut Karte aber ein paar hundert Meter zu früh endet. So etwas haben wir schon oft gehabt und meistens findet sich dann trotzdem ein breiter Weg, wo laut Karte keiner (mehr) ist.

Also sind wir frohen Mutes losgezogen. Der Weg ging gemütlich leicht bergauf und war eigentlich ganz gut zu laufen. Nach ein paar Metern wurden wir dann auf ein warnendes Schild aufmerksam. Der Text war weitestgehend auf slowakisch gehalten, die Botschaft aber trotzdem klar: Wir befinden uns im Bärengebiet. Während Anja frohlockte, ob sie vielleicht sogar einen vor die Kamera bekommt, stand für mich erstmal fest, dass befestige Wege besser nicht verlassen werden und wir Ausflüge ins Unterholz besser vermeiden.

Mit der Warnung im Hinterkopf sind wir weitergezogen, haben hin und wieder auf unsere Handykarten geschaut, um zu sehen, ob wir uns dem ersten Cache des Tages auch wirklich nähern. Leider kamen wir aber mit unserem kleinen blauen Pfeil auf der digitalen Karte irgendwann nicht mehr näher an unser Ziel. Immer schön parallel, bis wir uns irgendwann sogar wieder entfernt haben. Also Planänderung: Wir laufen einfach der Nase nach. Nach links ging ein Weg ab, dem wir folgen, damit wir wieder in die richtige Richtung laufen.

Mit dem Abbiegen hat sich leider auch das Gelände verändert und wir hatten ein paar ziemlich fiese Steigungen zu bewältigen. Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, warum genau ich meine Wanderstöcke in Köln im Keller hab stehen lassen. Aber mit kleinen und langsamen Schritten kommt man ja auch voran. „Oben“ angekommen, was in diesem Fall bedeutet, auf dreiviertel Höhe eines Berges zu stehen, haben wir dann erstmal Pause gemacht und das wirklich schöne Panorama genossen.

Dabei blieb es dann leider auch. Denn als wir unseren Weg fortgesetzt hatten, war nach ein paar Metern Schluss, vor uns nur noch Gestrüpp. Wir haben uns also im Bärgengebiet verlaufen. Gut gemacht, Wanderpal! Ein Blick auf die Karte brachte dann die Erkenntnis: Wir sind vor etwa drei Kilometern falsch abgebogen und stehen jetzt in einer Sackgasse. Also wieder Planänderung: Wir wollten ja eigentlich eh lieber einen gemütlichen Tag verbringen. Mit ein bisschen gesenktem Haupt haben wir uns auf den steilen Abstieg begeben und sind Richtung Auto spaziert.

Ganz umsonst war der Ausflug dann aber doch nicht, Anja hat mitten auf dem Weg noch einen sehr hübschen und sehr schweren Stein gefunden, der sich kurze Zeit später – wie durch ein Wunder – in meinem Rucksack wiederfand. Weil das wahrscheinlich höchst illegal ist, ist das auch nie passiert und dieser Absatz entsprang nur der wirren Phantasie des Autors.

Auf dem Rückweg nach Kezmarok haben wir dann überlegt, was man mit dem Rest des Tages noch anfangen könnte. Schwimmen gehen wäre eine Option. So richtig motivieren konnten wir uns dazu allerdings nicht. Also haben wir uns erstmal einen Kaffee gemacht, gelesen und die Füße hochgelegt. Als dann irgendwann das erste Bier auf war, ging es mit der Motiviation sich zu bewegen, bedenklich in den Keller.

Weil aber gerade so schön die Sonne schien, haben wir uns doch nochmal aufgemacht, um ein paar schöne Fotos vom Sonnenuntergang über der Hohen Tatra zu machen. Dafür gibt es einen sehr schönen Spot, den man sogar fußläufig vom Haus erreichen kann. Mit ein paar Flaschen Bier bewaffnet haben wir es uns dort gemütlich gemacht. Während Karo und ich einfach die Aussicht genossen und Bier tranken, haben Anja und Lurchi vermutlich so etwa 457 Fotos geschossen.

Zurück im Haus ging es für Team Foto dann an die Sichtung, das Aussortieren und Bearbeiten des Tagewerks, während der Rest unserer illustren Reisegruppe sich um das Abendessen gekümmert hat. Nach dem Essen nahm das Unheil dann seinen Lauf. Damit wir hier das Internet nutzen können, ohne nach dem Urlaub in die Privatinsolvenz zu gehen, haben wir uns beim TESCO eine slowakische Sim-Karte gekauft, diese in unser Tablet gesteckt und damit einen Hotspot geöffnet.

Klingt einfacher als es ist, denn unser kleines altes Tablet verträgt die aktuelle (und völlig bescheuerte) Windows 10-Version offenbar nicht. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: Die SIM-Karte steckt jetzt in meinem Handy, wir haben wieder Internet, klatschen Applaus und gehen ins Bett. Copyright für den letzten Satz by Gurken mit Gepäck.

5 Gedanken zu “Verlaufen bei Meister Petz

  1. Wieder eine tolle Geschichte (mussten oft lachen ) mit sehr schönen Fotos.
    Watt’n Pech aber auch.
    Aber wie immer, habt ihr das Beste daraus gemacht.
    Heute ist unser erster richtiger Regentag. Mal sehen, was wir noch daraus machen können.
    LG an alle

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  2. Das sind ja wieder super schöne Berichte und Bilder. Wir wünschen euch noch eine tolle Zeit mit viel schönen Erlebnissen.
    Liebe Grüße Bodo und Barbara

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  3. Tja, was ist besser, die holprigen Tatrawege oder die hochmoderne diditale Technik?
    Lauft bitte weiter auf den holprigen Wegen, damit wir über digitale Technik noch viele schöne Bilder bekommen.
    Der Schwimmteich im Auto war wohl eine Fehlplanung der Eventmanager.

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  4. noch ein Nachtrag zu den Faulenzertagen:
    Ihr solltet nicht so geizig sein, nur wegen einem minimalen Eintrittsgeld auf den Besuch der evangelischen Kirchen zu verzichten. Ihr versäumt was. Und ehe ich Euch über den Kommentar mehr oder weniger ausführliche Erläuterungen zu den Kirchen gebe, informiert Euch selbst übers Internet. nur soviel:
    zur Holzkirche: Auf Grund kaiserlicher Anordnung zur Religionsfreiheit mussten die Käsmarker den Protestanten ein Grundstück für eine Kirche überlassen. Also stellten sie am Stadtrand ein Grundstück zur Verfügung, von dem sie annahmen, dass man da wegen dem äußerst felsigen Untergrund eh nicht bauen konnte. Und alles musste aus Holz sein, Eisen durfte nicht verwendet werden, auch keine Nägel. Die Protestanten waren aber clever und engagierten schwedische Schiffsbauleute. Diese bauten zwei auf dem Kopf stehende sich kreuzende Schiffsrümpfe, die kein großartiges Fundament brauchen. Deshalb wirken die Fenster wie Bullaugen. Im Inneren tolle Holzschnitzereien und Ausmalungen.
    zur ’neuen‘ Kirche: Die Protestanten wollten irgendwann eine neue Kirche haben und wandten sich an den Hauptarchitekten des Landes. Dieser sollte im Orient eine Kirche bauen und hatte schon fertige Pläne für einen Bau im byzantinischen, maurischen, orientalischen, renaissence Stil. Das gefiel den Käsmarkern, weil sie die herkömmlichen Baustile nicht wollten.
    besichtigenswert in dieser Kirche, das Grab (Mausoleum) des ungarischen Grafen Thököly, ehemals Besitzer der Burg, hat als Rebell gegen Kaiser Leopold die Religionsfreiheit durchgesetzt, ungarischer Nationalheld, Burg hieß früher Thököly – Schloss, wurde von den Kommunisten in Renaissenceschloss umbenannt.
    p.s. die Eintrittsgelder dienen dem Unterhalt der Kirchen, die sich wegen absoluter Trennung zwischen Staat und Kirch fast ausschließlich von Spenden finanzieren.

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