Der Tragödie zweiter Teil

Noch eine Geocaching-Tour in der Niederen Tatra

Wir sind mal wieder im Bärenland unterwegs. Der aufmerksame Leser wird sich vielleicht erinnern, dass wir hier schon einmal an einer Cacherunde gescheitert sind. Diese Schmach konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen und sind nochmal hingefahren. Aber wie der Titel schon erahnen lässt: Es wurde wieder schwierig. Und beinahe dramatisch.

Vor genau einer Woche haben wir den ersten Versuch unternommen, eine Cacherunde über angeblich 11,6 Kilometer durch die Ausläufer der niederen Tatra zu laufen. Damals sind wir aber gleich zu Beginn der Runde kläglich gescheitert, weil wir den Einstieg nicht gefunden haben. Es gab Wege auf unserer digitalen Karte, es gab Wege in der echten Welt, die nicht auf unserer Karte waren und plötzlich endeten. Am Ende standen wir in einer Sackgasse und haben betrübt den Rückweg zum Auto angetreten.

Das sollte diesmal alles anders werden. Denn wir hatten einen beinahe perfiden Plan: Wir laufen die Runde einfach in der entgegengesetzten Richtung. Starten beim zwölften Cache, für den wir den Weg beim letzten Mal bereits ausgekundschaftet hatten und wenn wir einmal auf dem richtigen Weg sind, wird die Runde schon machbar sein. Dachten wir. Wir Narren!

Eigentlich fing auch alles ganz gut an. Der Weg zeigte sich als breiter Forstweg, war bestens zu laufen, die Sonne strahlte über uns und der erste Cache war schnell gefunden. Wer den Wanderpal kennt, sieht hier aber schon die erste Schwierigkeit aufkommen: Die Sonne strahlte und es war dementsprechend warm. Ich habe Schatten gesucht. Beim zweiten Cache kamen dann Irritationen auf. Denn der lag nicht – wie man das bei solchen Runden eigentlich so macht – in direkter Nähe zum Weg, sondern gute 25 Meter einen Steilhang hoch im Unterholz.

Da die nächsten Caches aber wieder bequemer zu finden waren, haben wir uns dabei nichts weiter gedacht. Auch als der Weg irgendwann immer schmaler und gleichzeitig steiler wurde, war die Welt noch in Ordnung. Die Landschaft ist wunderschön geschwungen und hügelig, da muss man halt irgendwann auch mal bergauf laufen. Nach einem ziemlich knackigen Anstieg sind wir dann am „Ziegenstein“ angekommen. Der mit 1255 Metern höchsten Erhebung des Tages. Dort haben wir unsere müden Knochen dann erstmal eine Weile ausgeruht, etwas gegessen und getrunken, uns ins Gipfelbuch eingetragen und einen auch hier ziemlich weit ab vom Schuss gelegenen Cache gefunden.

Das Wetter zeigte sich jetzt kurz etwas durchwaschsen und von den Ausläufern eines Regengebietes trafen uns ein paar harmlose Tropfen. Als wir uns dann gerade zum Aufbruch gerüstet hatten, hörten wir aus der Ferne ein Donnergrollen. Und weil man sich bei Gewitter bekanntlich nicht auf einem Berg aufhalten sollte, haben wir uns direkt an den Abstieg gemacht. Karo hat dabei aus Furcht vor einem möglichen Blitzeinschlag ein schier unglaubliches Tempo vorgelegt und den Schritt auch erst wieder verlangsamt, als wir einige Höhenmeter zwischen uns und die Bergspitze gebracht hatten. Letztlich hat das Gewitter einen großen Bogen um uns gemacht, aber Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Der nächste Cache lag mal wieder fern ab des Weges. Immerhin gab es aber zu diesem Zeitpunkt noch so etwas wie einen Weg. Auf unserer Karte war er zwar noch eingezeichnet, in der realen Welt aber kurz darauf nicht mehr zu erkennen. Stattdessen haben wir uns in guter Hoffnung einen Pfad durch hüfthohes Gestrüpp, Brennnesseln und wilde Himbeeren gebahnt. Sehr angenehm mit kurzen Hosen. Als es dann auch noch bergauf ging und püntklich dazu die Sonne wieder zwischen den Wolken hervor kam, war die Wanderlaune auf dem Höhepunkt.

Nach einem kurzen, struppigen und steinigen Abstieg haben wir dann endlich wieder einen erkennbaren und markierten Weg erreicht, die Hoffnung kehrte zurück. Zumindest bei einem Teil der Wandergruppe. Lurchi war von den bisherigen Aufstiegen ganz schön erledigt. Ein Blick auf die Karte zeigte aber: Die kürzeste Route zurück zum Auto scheint die Cache-Runde zu sein. Wir dachten, die Runde sei durch entsprechende Wegpunkte auf unseren digitalen Karten markiert und wir würden bei einem dieser Punkte auf einen Weg treffen, den es auf unseren Karten nicht gibt. Ein fataler Irrglaube.

Denn als wir an den angegeben Koordinaten ankamen, war dort nichts. Nur der Weg, auf dem wir gekommen sind und der geradeaus weiter führte. Rechts und links: meterhohes Gestrüpp und nicht einmal der Ansatz eines Trampelpfades. Keine Ahnung, wie man die mitten im Nirgendwo platzierten Caches erreichen soll. Wir haben kurz Kriegsrat gehalten und beschlossen, wieder mal auf die noch vor uns liegenden Caches zu verzichten. Keiner hatte Lust, einen Pfad durch das unwegsame Gelände zu suchen. Noch dazu im Bärengebiet. Wir haben also wüst auf den Owner der Runde geschimpft und sind weiter gezogen. Immerhin zeigten unsere Karten Wege, die uns auf einem weiten Bogen wieder zum Auto bringen werden.

Keiner wusste aber genau, wie lange das dauern wird und ob vielleicht noch ein paar böse Steigungen auf uns warten. Das Wasser wurde langsam knapp, der Lurchi war am Ende seiner Kräfte und auch bei allen anderen fingen die Füße langsam zu schmerzen an. Zum Glück ging es jetzt erstmal eine ganze Weile bergab, und als wir auf einen asphaltierten Weg trafen, war ich mir zumindest sicher, dass wir jetzt keine bösartigen Steigungen durchs Unterholz mehr zu erwarten haben. Nach einer ausgiebigen Pause, auf der wir noch ein paar hoch seriöse Fotos von uns geschossen haben, ging es dann auf zum Finale Richtung Auto.

Der Weg zog sich in einer lang gezogenen, aber dafür nicht sehr steilen Steigung dahin. Nach einer kurzen Diskussion haben wir per Mehrheitsentscheid einen letzten Abstecher ins Unterholz gemacht, um den Weg etwas abzukürzen. Das hat ausnahmsweise mal gut geklappt, so dass wir bald wieder bekannte Gefilde erreicht hatten und es nur noch ein kurze Weg bis zum Auto war. Dort wurden die letzten aufgesparten Wasser-Not-Reserven aufgeteilt und es ging zurück nach Kezmarok.

Dort angekommen sind wir kurz und trotz der maladen Knochen überraschend schnell unter die Dusche gesprungen, haben uns selbst zum Abendessen bei U Jakuba eingeladen und es uns danach bei Wein, Bier und Schnaps gemütlich gemacht. Morgen müssen wir uns einen Tag ausruhen, damit wir bald wieder neue Abenteuer erleben können.

3 Gedanken zu “Der Tragödie zweiter Teil

  1. Himmel, in welcher Gegend macht ihr eigentlich Urlaub?
    Die Wege, so es welche gibt, scheinen sehr happig zu sein.
    Die Fotos sind wieder richtig toll.

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  2. Ich weiss ja nicht, wer mir mehr leid tun soll. Ihr, weil Ihr nicht zu Euren Caches kommt oder der arme Lurchi, den Ihr durchs Gesrtüpp scheucht. Aber was soll’s, echte Naturburschen stören sich an nichts und freuen sich an der Natur. Und Ihr erlebt Natur pur und bringt tolle Fotos mit heim.
    Mal sehen, was die Gurken dazu sagen.

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