16.07.2016
Heute der erste Ruhetag. Nicht für uns, sondern für das Auto. Heute waren wir zum ersten Mal komplett zu Fuß unterwegs. Von Oberammergau ging es über den Kolbensattel rauf auf den Pürschling. Rauf auf 1.564 Meter Höhe. Eine Tour, die ich schon vor 20 (?) Jahren – damals noch jung und frisch – mit der Familie unternommen habe.
Der Pürschling und vor allem die dort befindliche Hütte – das August-Schuster-Haus – ist ein beliebtes Ausflugsziel hier in der Gegend. Der Aufstieg ist technisch vollkommen anspruchslos – jeder mit ein bisschen Kondition schafft das locker. Diejenigen ohne Kondition – also wir – brauchen halt etwas länger.
Und nutzen eine kleine Erleichterung: Von Oberammergau sind wir mit dem Sessellift auf den Kolbensattel gefahren. Einige Höhenmeter gespart und ganz gemütlich in die Wanderung gestartet. Dass wir auf dem Weg vom Campingplatz zur Talstation des Sessellifts schon ordentlich ins Schwitzen gekommen sind, bleibt an dieser Stelle unerwähnt.
An der Bergstation des Lifts ist ein wahres Ausflugszentrum entstanden. Es gibt eine Sommerrodelbahn – neudeutsch *Coaster* genannt – eine riesige Schutzhütte mit Außengastronomie und einen großen Kinderspielplatz. Im angrenzenden Wald befindet sich gerade ein Klettergarten im Bau. Sieht spektakulär aus.
Der Weg vom Kolbensattel zum Pürschling beginnt sehr gemächlich. Man läuft immer am Hang entlang auf gleicher Höhe über einen gemütlichen Wanderweg. Bis man dann auf den eigentlichen Weg zum Pürschling trifft. Eine Schottertrasse, die steil ansteigt und ohne größere Kurven auskommt. Das Ziel – die Hütte – sieht man relativ früh, der Weg zieht sich dann aber doch überraschend lang.
Vor allem wenn man erstmal noch ein paar hundert Meter bergab läuft, um eine kleine Kapelle zu besuchen. An der Josefskapelle mussten wir einfach ein Foto machen. Ich erinnere mich noch, wie ich als Kind unbedingt ein Foto von den Eltern vor der Kapelle machen wollte. Und dann – die Kamera war vielleicht etwas schwer für mich – beim Abdrücken den Apparat schief gehalten habe. Damals gab es noch die guten alten 36er Filme. Also nix mit löschen und Foto neu machen. Dank Stativ und Fernauslöser gibt es jetzt auch nicht verwackelte Variante mit Herrn und Frau Pál vor der Kapelle.
Beim Anstieg rauf zur Hütte haben unsere neuen Errungenschaften gute Dienste geleistet. Wir haben jetzt jeder ein paar Wanderstöcke. Ich fand sowas ja immer quatsch. Und habe mich gefragt, was das bringen soll. Seit heute bin ich ein großer Fan dieser Dinger. Bergauf hilft es ungemein, wenn man sich auch mit den Armen ein bisschen hoch ziehen kann. Bergab stützen sie die Knie. Und wenn man versucht auf flacher Strecke einen ausgeglichenen Takt von Stöcken, Armen und Beinen zu halten, erreicht man nie gekannte Geschwindigkeiten. Gute Sache das.
Oben auf der Hütte habe ich dann eine kleine Zeitreise unternommen. Es sieht alles noch so aus wie früher. Und es ist einfach ganz wunderbar unkompliziert und nett hier oben. Bier und Essen holt man sich an der Theke und setzt sich damit auf die große Aussichts-Terrasse. Die Sonne schien, endlich haben wir statt immer nur grauer Wolken auch mal Berge gesehen.
Das Bier schmeckte und war witziger Weise das bisher günstigste im gesamten Urlaub. 2,80 € für einen halben Liter. So saßen wir da, haben in die Gegend geschaut und versucht an Hand der Karte die umliegenden Gipfel zu identifizieren. Später haben wir eine Infotafel gefunden und festgestellt, dass wir mit unseren Einschätzungen ganz schön daneben lagen.
Ich hätte mich auf der Hütte gleich häuslich einrichten können. Aber wir mussten ja leider irgendwann nochmal runter vom Berg. Mittlerweile war es 17 Uhr durch und 2-3 Stunden wollten wir schon für den Rückweg einplanen. Bevor der Abstieg aber richtig begann, hat Anja dann noch den obligatorischen Geocache am Berg gefunden. Auch ein Stacheldrahtzaun konnte sie dabei nicht aufhalten. Gut gemacht, Ehefrau!
Als wir dann wieder am Kolbensattel ankamen, fiel uns ein, dass ja eigentlich gerade Samstag-Abend ist. Auf der Terrasse hatte sich eine Gruppe junger Männer versammelt und sang bayerische Volkslieder. Ob die alle wieder heil den Berg runtergekommen sind – wir wissen es nicht.
Wir haben es jedenfalls geschafft und uns zur Belohung zum Abendessen eingeladen. Bei der „Tini“ gab es lecker Leberknödelsuppe und Kasspatzen. Gerade fällt mir auf, dass in diesem Beitrag ein bestimmtes Wort bisher gar nicht vorkam. Also nur fürs Protokoll: Regen. Gab es nicht.
Original-Beitrag vom 16.07.2016 mit Kommentaren:
http://www.pal.koeln/feiern-in-bayern/auf-den-p%C3%BCrschling/