Operation Kaffeeschmuggel

Geocaching im Grenzbereich. Schauplatz: Ein Hochmoor. Der Schnee fällt leise, als beim Wanderpal endlich mal wieder gewandert wird. Für einen kleine Geocaching-Tour begeben wir uns auf die Spuren einer alten Fehde. Und ein bisschen moderne Technik ist auch mit im Spiel.

Kalt ist es, als wir in Mützenich aus dem Auto steigen. Der kleine Parkplatz ist ziemlich verlassen. Nur wir und ein abgestellter LKW-Anhänger, ansonsten tote Hose. Sind wir hier richtig? Ein Blick auf die Karte bestätigt: Genau hier müssen wir hin. Wir sind im Hohen Venn. Hier wollten wir schon sehr lange mal hin, haben aber bisher nie den richtigen Aufhänger gefunden. Jetzt kam uns ein freier Samstag sehr gelegen.

Wir sind über Aachen und Roetgen ins noch leicht verschneite Venn gefahren. Dass wir ausgerechnet im Dorf mit dem putzigen Namen Mützenich gelandet sind, war Zufall. Es gibt hier einen Geocache, dessen Beschreibung sehr interessant klang. Und der sich als wahrer Volltreffer herausstellen sollte.

Der Cache des Tages war ein sogenannter Wherigo. Anders als bei normalen „Traditional Caches“, bei denen man einfach nur eine Dose mit Logbuch sucht, wird es hier etwas anspruchsvoller. Die Koordinaten, an denen man eine Dose mit Logbuch findet, muss man sich nämlich erst erspielen. Über eine App wird man kreuz und quer durch die Landschaft geschickt und bekommt an verschiedenen Stellen verschiedene Aufgaben und kleine Spielchen gestellt, die es zu lösen gilt. Klingt ein bisschen wie Pokemon-Go. Ist aber sehr viel cooler.

Das ganze funktioniert per Geofencing mit GPS-Ortung. Betritt man eine Zone, schaltet man eine neue Handlung im Spiel frei und kommt so nach und nach dem Ziel näher. Das ist die einfache Variante. Wir sind bei solchen Caches aber auch schon auf Zeit einen Berg hochgefahren – mit unserm ollen Sandero haben wir damals die Gold-Medaille gewonnen! – haben virtuellen Müll eingesammelt oder eine Brauhaus-Wanderung durch die Kölner Altstadt gemacht. Und irgendwann war dann auch mal Schnaps im Spiel. Aber das ist eine andere Geschichte.

Das Hohe Venn ist ein Moorgebiet im Nordwesten der Eifel, liegt zum größten Teil auf belgischem Gebiet und ist eine absolut faszinierende Landschaft. Weite Teile der Torfheiden stehen unter derart strengen Naturschutz, dass das Betreten einfach mal komplett verboten ist. Für wieder andere Teile braucht man die Begleitung eines Naturführers. Und dann gibt es da auch Bereiche, die man „einfach so“ betreten darf. Über kleine Holzstege und verträumte Pfade geht es in diesem grenzübergreifenden Naturpark dann durchs Moor. Sehr abenteuerlich. Und sehr hübsch. Auch wenn wir nur so medium viel Glück mit dem Wetter hatten. Es war so kalt, dass der drohende Regen sich in Schnee verwandelt hat. Insgesamt war das aber die ideale Kulisse für die Operation Kaffeeschmuggel.

Und für Anjas neue Wanderschuhe. Nachdem entweder ihre Füße gewachsen oder die bisherigen Schuhe geschrumpft sind, musste ein neues Paar her. Wir sind ja beide große Hanwag-Fans. Ich bin mit meinen „Nazcat“ seit ein paar Jahren sehr zufrieden. Anja trägt jetzt das Modell „Tatra GTX“, in der *Lady*-Edition. Die Dinger sind offenbar nicht nur sehr gemütlich, sondern haben auch Schnee, Matsch und Wasser erfolgreich aus dem Schuh gehalten. Teilweise hatten wir das Gefühl über einen riesigen matschigen Schwamm voll Wasser zu laufen. Schön, wenn dann die Füße dabei trocken bleiben.

Vermutlich um den Geocache auch für Kinder spannend zu machen, wurde die die Handlung in unserem virtuellen Spiel in die Zeit der Römer verlegt. Historisch vollkommen korrekt hatte Julius Cäsar das ganze Hohe Venn erobert. Das ganze Hohe Venn? Naja, es gibt da so ein kleines gallisches Dorf, das sich der Eroberung erfolgreich widersetzt. Aber die Gefahr ist groß! Denn die Kaffeebohnen werden knapp. Und ohne Kaffeebohnen gibt´s keinen Zaubertrank! Also werden die tapfersten Recken – wir – losgeschickt, um Kaffee in Belgien zu organisieren und über die Grenze zu schmuggeln.

Auf ging´s ins Abenteuer. Um anderen nicht den Spaß und die Überraschung zu nehmen, verzichte ich an dieser Stelle auf eine detaillierte Beschreibung der Inhalte des Spiels. Interessiert vermutlich auch nur eine begrenzte Leserschaft. Nur so viel: Der Cache ist wirklich sehr hübsch umgesetzt und die virtuellen Bestandteile perfekt in die reale Landschaft integriert. Das hat großen Spaß gemacht. Zwischenzeitlich haben wir uns wie echte Schmuggler gefühlt, die sich vor römischen Patrouillen in Acht nehmen müssen. Über einen Rundweg (so man denn die richtigen Abzweige findet und nicht sinnlos in die falsche Richtung läuft) ging es über verschiedene Stationen durch´s Hohe Venn.

Wir konnten die Operation Kaffeeschmuggel erfolgreich abschließen. Alle (virtuellen) Gefahren wurden überwunden, der Kaffee ist heil im Dorf der Gallier angekommen, es gibt wieder Zaubertrank! Pech für Gaius Julius. Und am Ende gab es zur Belohung für uns auch eine ganz reale Dose mit Logbuch. Vielen Dank an den Owner, falls Du das hier irgendwann mal liest.

Zwischendurch haben wir dann auch noch einen Abstecher zu „Kaiser Karls Bettstatt“ unternommen. Das sind zwei große Felsen, an denen der berühmte Karl der Große – angeblich – einmal eine Not-Übernachtung überstanden hat. Er hatte sich mit seiner Jagdgesellschaft im Moor verirrt. Die Dämmerung nahte, was bleibt einem da übrig, als sich auf die erstbesten Steine zu betten? Gemütlich sah das nicht aus. Wir hatten das Buch „111 Orte in der Eifel“ dabei. Und darin wird sogar phantasiert, wie die Form der Felsen dem großen Kaiser als Bett gedient hat. Ich melde mal leise Zweifel an.

Passender Weise setzte dann aber auch bei uns langsam die Dämmerung ein und der Schneefall wurde immer stärker. So waren wir froh, als wir wieder am unseren Parkplatz ankamen und uns vor dem Wetter erstmal im Auto verstecken konnten. Auch wenn wir vermutlich nicht die beste Jahreszeit und das perfekte Wetter erwischt haben, die Landschaft ist beeindruckend, hiermit ergeht ein Besuchs-Befehl! Hohes Venn, wir kommen auf jeden Fall wieder.

5 Gedanken zu “Operation Kaffeeschmuggel

  1. ist ja fast wie in Dartmoor; eine echte Moorwanderung geht nur bei trübem kaltem Wetter. Schön, wie Ihr einem die Landschaft rüber bringt!
    Nur Kaffeeschmuggel lohnt sich heute nicht mehr dank Supermarkt am Loosheimer Graben.

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