Wanderung zum Grünen See
Bei unserer ersten größeren Wanderung ging es wieder mal hoch hinaus. Und es ging über Steine. Sehr viele Steine. Dicke, dünne, große, kleine. Spitze, runde, eckige, nasse und trockene. Immer weiter über Steine. Geht der Wanderer sonst sprichwörtlich über Stock und Stein, ging es für uns diesmal nur über Stein.
Nach einem verhältnismäßig frühen Frühstück ging es für Frau und Herrn Wanderpal und die Gurkin ab ins Auto. Die Foto-Gurke musste leider für heute mit maladen Knochen passen und hat einen Ruhetag eingelegt. Für die drei übrig gebliebenen Wanderer ging es dann erstmal wieder ins mittlerweile bestens bekannte Tatranska Lomica, um von dort mit der Seilbahn zum Skalnate Pleso zu fahren.
Von dort wollten wir eine Wanderung über den Gipfel des Velka Svistovka (2037 Meter), hinunter zum Grünen See und um den Bergrücken herum wieder zurück nach Tatra Lomnitz machen. Wir waren diesmal etwas früher dran und mussten deshalb nur eine Viertelstunde an der Seilbahn anstehen, bevor die wilde Fahrt losgehen konnte. Die Berge versteckten sich leider etwas unter grauen Wolken, der Ausblick ins Tal war aber wieder einmal sehr hübsch anzusehen.
Nach der obligatorischen Fotopause am See ging es dann los und über hohe steinerne Stufen direkt steil bergan. Bis der Weg dann eine Weile auf gleicher Höhe bleibend am Berg entlang verlief. Gleiche Höhe bedeutet zwar keine Steigung, trotzdem muss man aber bei jedem Schritt schauen, wie man die Füße setzt, um auf den krummen Steinen nicht ins Stolpern zu kommen. Nach einer guten halben Stunde wurde der Weg dann wieder steil und in Serpentinen haben wir uns zum Velka Svistovka hochgearbeitet.
Dort angekommen haben wir dann erstmal eine gemütliche Aussichts- und Brötchenpause gemacht. Die war so lange gemütlich, bis sich eine slowakische Wandergruppe um uns herum breit gemacht und uns durch lautes Geplapper in die Flucht geschlagen hat. Unser Ziel, die Hütte am Grünen See, konnten wir von hier oben schon sehen. Der See liegt sehr hübsch in einem Talkessel, die Felswände fallen fast senkrecht mehrere hundert Meter steil ab.
Der Weg schlängelt sich dann in engen Serpentien insgesamt gut 500 Höhenmeter steil ins Tal hinab. Stellenweise ist er momentan nicht mehr zu erkennen, denn ein paar Erdrutsche haben ihn in die Tiefe gerissen. Anja ging tapfer voran und hat uns einen Weg durch Schutt und Geröll gebahnt. Wenn es sein muss halt auf allen Vieren. Zum Glück waren hier weniger Wanderer als auf unserer letzten Tour unterwegs und bis auf wenige Ausnahmen, waren auch alle vernünftig und haben aufeinander acht gegeben.
Insbesondere bei einer kurzen, mit Ketten gesicherten Passage war Achtung angesagt, damit man auf dem nassen und glatten Fels nicht ins Rutschen kommt. Wir haben alle Herausforderungen, die der Berg an uns gestellt hat, gemeistert und sind weiter über Steine unseres Weges gezogen. Die Hütte am See schien jetzt zum Greifen nah. Bis wir uns aber zu einem leckeren Bier auf der Terrasse niederlassen konnten, waren noch einige Meter über viele, viele Steine zu gehen.
Dann saßen wir eine ganze Weile in der Sonne, haben am Bier genippt und es uns gut gehen lassen. Ein schöner Moment, vor allem für unsere von vielen spitzen Steinen geplagten Füße. Weil aber jeder schöne Moment einmal zu Ende gehen muss und wir noch eine ganz gute Wegstrecke vor uns hatten, haben wir uns irgendwann doch noch aufgerafft und sind wieder losgezogen. Von vor vier Jahren hatten wir den Weg eigentlich in besserer Verfassung in Erinnerung, aber nach ein paar Metern ging es immer weiter über lose und quer liegende Steine. So langsam aber sicher ging uns das auf den Keks und vor allem auf die Füße und wir haben uns einen weichen Waldboden gewünscht.
Nachdem wir eine ganze Weile das Tal hinunter gelaufen sind, zweigte unser Weg nach Tatra Lomnitz rechts ab und es ging wieder bergan. Laut Karte und Beschilderung folgen jetzt 20 Minuten bergauf und tatsächlich haben wir nicht länger als die angegebene Zeit für die steinige Steigung gebraucht. Üblicherweise benötigen wir immer locker die doppelte Zeit als angegeben ist. Zur Belohnung verlief der Weg jetzt sogar mal nicht nur über Steine, sondern teilweise auch über Waldboden. Eine Wohltat für die Füße.
Der Weg zurück zum Auto zog sich ganz schön in die Länge. Eigentlich ging es „nur“ parallel auf gleicher Höhe bleibend am Hang entlang. Trotzdem musste die ein oder andere Geländefalte überwunden werden, bevor wir an der Mittelstation der Seilbahn zum Skalnate Pleso ankamen. Verwirrenderweise heißt die Station „Start“, dabei ist es eigentlich genau die Mitte. Vermutlich weil von hier einige Skipisten abgehen, die im Winter augenscheinlich rege genutzt werden.
Wir folgen einem asphaltierten Weg, der sich in etwa 243 Kurven in Richtung unseres Parkplatzes schlängelt. Die Füße schmerzen, Asphalt ist zwar besser als spitze Steine, aber eben auch kein weicher Waldboden. Als wir um eine Kurve kommen, stehen plötzlich zwei Rehe auf dem Weg. Anja nutzt die Gelegenheit und zückt sofort die Kamera. Als wir uns gerade – sehr leise und sehr vorsichtig – näher an die Tiere heranbewegen wollen, erschallt von hinten ein geradezu infernalischer Lärm, als mehrere Rollerfahrer klingend den Berg hinab brettern. Offenbar wird der Weg als Downhill-Strecke für merkwürdige Roller genutzt. Die Rehe sind veschwunden, wir sind verärgert, schimpfen auf die Rollerfahrer und schleppen unsere wehen Füße weiter Richtung Auto.
Mit gut 18 Kilometern auf der GPS-Uhr erreichen wir dann endlich den Parkplatz und bringen mit nahezu letzter Kraft die Seilbahnfahrkarten zum Pfandautomaten, um die zwei Euro je Karte erstattet zu bekommen. Auf dem Heimweg gehen wir noch schnell ein paar Kleinigkeiten einkaufen und weil wir alle keine Lust haben zu kochen, machen wir uns schnell ausgehfein und suchen ein Restaurant. Das gestaltet sich um kurz vor 21 Uhr an einem Freitagabend überraschend schwierig, so dass wir letztlich in einer sehr netten Kebab-Bude landen, in der es für die Gurken sogar etwas Vegetarisches zu essen gibt.
Morgen ist erstmal Ruhetag und dann schauen wir mal, was die Knochen sagen und welche Abenteuer wir noch erleben wollen. Vielleicht mal was ohne Steine. Und irgendwann muss ich dann ja auch noch erklären, warum die Slowakei nicht mit Slowenien zu verwechseln ist. Bleibt spannend beim Wanderpal.
Wir mögen ganz offiziell keine Rollerfahrer, und schon gar keine klingenden. Das wären DIE Rehbilder geworden. Sich schwör!
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Muss mich beim Wanderpal entschuldigen. Den Bericht über den grünen See habe ich erst spät entdeckt.
Ihr wart alle sehr tapfer.
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Morgen habt Ihr die Steine vergessen. Der Risi wartet.
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Da tun einem ja nur vom Lesen die Knochen weh.
Respekt. 👍
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