Unterwegs in der neuen Heimat
Familie Wanderpal wohnt neuerdings in einer echten Tourismus-Region. Nun könnte man einwenden, die alte Heimat Köln böte doch bitteschön auch ganz schön viele touristische Sehenswürdigkeiten. Stimmt. Allerdings ist Köln jetzt keine „Region“ und überhaupt würde man sich mit einer solch sinnlosen Diskussion wohl total verzetteln. Wie kriegen wir also jetzt die Kurve? Der Wanderpal war endlich mal wieder wandern. In der neuen Heimat und mit ganz besonderem Gepäck.
Seit unserem Umzug nach Nettersheim im Oktober 2020 fehlte uns irgendwie für alles die Zeit. Haus, Hof und Garten wollen gehegt, gepflegt oder überhaupt erstmal angelegt werden. Und dann ist da ja noch das ganz besondere Gepäck, mit dem wir jetzt seit knapp über einem Jahr unterwegs sind: das Wanderpal-Baby Hanna. Wie man auch schon am Datum des letzten Blog-Beitrags hier erkennt: Mit Hausbau, Umzug und Nachwuchs blieb auch leider keine Zeit zum Wandern. Höchste Zeit das mal wieder zu ändern. Denn unsere neue Heimat – die „Tourismus-Region Nordeifel“ – hat für den Wanderer jede Menge zu bieten.
Den Nationalpark Eifel kennt wahrscheinlich mittlerweile jeder. Seit kurzer Zeit gibt es darüber hinaus auch noch satte 94 so genannter „Eifelschleifen“. Das sind kleinere und größere Touren durch die Nordeifel, die jeweils einem Motto gewidmet, angeblich bestens ausgeschildert sind und für uns jetzt quasi direkt vor der Haustür liegen. Um es für den Einstieg nicht gleich zu übertreiben und unsere Mini-Wanderpalin nicht zu überfordern, haben wir uns für eine relativ kurze Tour, mit dem Schwierigkeitsgrad „leicht“ entschieden. Es geht auf einen etwa 9 Kilometer langen Rundweg durch die Mutscheid.
Die Mutscheid ist eine Dörfergemeinschaft aus 14 kleinen Dörfern, die verwaltungstechnisch zum Stadtgebiet von Bad Münstereifel gehört und im Süden bereits an Rheinland-Pfalz grenzt. Durch die eifeltypisch hügelige Landschaft mit offenen Wiesenflächen, Bächen und dichten Wäldern führt unser Rundweg. Wir parken das Auto im 101 Einwohner zählenden „Kernort“ Mutscheid auf einem großem Parkplatz und satteln die Rucksäcke.
Anja ist mit ihrem bewährten Foto-Rucksack unterwegs, die Mini-Wanderpalin wird in der Kraxe verzurrt, und darf fortan gemütlich auf meinem Rücken in die Landschaft gucken. Wir haben bisher erst eine sehr kurze Testrunde mit der Kraxe gemacht und sind gespannt, wie lange Hanna es darin aushält. Und wie lange ein völlig untrainierter Wanderpal mit geschätzten 13-14 Kilo auf dem Rücken durchhält. Erstmal geht es frohen Mutes los.
Mutscheid liegt schnell hinter uns, über einen Forstweg geht es im Wald erst leicht bergab und nach einer relativ sachten Steigung passieren wir die Ausläufer des Örtchens Honerath, das auf sage und schreibe 54 Einwohner kommt. Am Ortsausgang geht es für uns dann auf offenes Gelände und wieder leicht bergan. Links und rechts Wiesen, hinter uns eine tolle Aussicht auf die Eifel. Die Sonne scheint, die Kraxe zieht am Rücken, der Schweiß läuft, ein klassischer Wandertag!
So durch die Gegend getragen zu werden scheint Hanna gut zu gefallen. Sie guckt fröhlich durch die Gegend, zeigt mit ihren winzigen Zeigefingern fröhlich irgendwo hin und erfreut sich an der Welt. Die Kraxe hat einen eingebauten Sonnenschutz, was ganz praktisch ist, denn ihren Sonnenhut findet die Kleine meistens nur so mittelgut. Das doofe Teil verrutscht ja auch ständig.
Nach etwas über 4 Kilometern und damit auf der Hälfte der Strecke machen wir unsere erste Pause, um etwas zu essen und Hanna ein bisschen krabbelnde Bewegung zu verschaffen. In Ermangelung von geeigneten Pausenplätzen breiten wir die Picknick-Decke einfach direkt am Wegesrand im viel zu hohen Gras aus. Wir hätten uns auch einfach direkt auf den Weg setzen können, denn außer uns ist niemand, wirklich niemand auf diesem Weg unterwegs. Wenn ich mich recht erinnere haben wir außerhalb der Ortschaften gerade mal drei Radfahrer und zwei Reiterinnen getroffen.
Wäre mehr los gewesen, wäre uns vielleicht aufgefallen, dass wir uns kurz nach unserer Pause direkt mal verlaufen haben. Der Weg ist zwar an sich gut beschildert, hin und wieder fehlt aber auch gerne mal ein Schild. Wir sind uns jedenfalls navigatorisch keiner Schuld bewusst, als wir kurz vor der Ortschaft Hilterscheid feststellen, dass wir den geplanten Weg verlassen haben. Zum Glück müssen wir nur ein kurzes Stück zurück und treffen dann wieder auf die Eifelschleife.
Es geht weiter durch Wälder und über Wiesen, immer wieder haben wir tolle Aussichten in die weiten Hügel der Eifel. Hinter Ohlerath steigen wir in ein tief eingeschnittenes Bachtal hinab und folgen dem Bachlauf zurück Richtung Mutscheid. Die Kraxe zieht mittlerweile doch ganz schön an den Schultern, so dass wir nochmal eine kurze Pause einlegen und ich ein bisschen an den Gurteinstellungen verändere. Danach geht es direkt viel besser weiter.
Besser könnte dann jetzt allerdings auch wirklich die Beschilderung des Weges sein. Wir werden an zwei Kreuzungen stutzig und weil weit und breit keine Schilder zu sehen sind, zücken wir sicherheitshalber das Handy, um den Wegverlauf mit unserer GPS-Position zu vergleichen. Liebe Nordeifel Tourismus-GmbH: da fehlen ein paar Schilder!
Wir finden trotzdem unseren Weg und landen nach einer kurzen, aber ziemlich knackigen Steigung wieder in Mutscheid. Gegenüber unseres Parkplatzes liegt das Gasthaus Prinz und tatsächlich hat der Wirt für uns zwei eiskalte Apfelschorlen. Wir hatten eigentlich nach alkoholfreiem Bier gefragt, das hatte im Zuge der pandemiebedingten Schließung aber leider sein Haltbarkeitsdatum hinter sich gelassen.
Fazit unser ersten Eifelschleife: die Mutscheid ist eine schöne, sehr ruhige Region in der sich gut wandern lässt. Der Weg ist größtenteils gut beschildert und wandertechnisch solide. Kein besonderes Highlight, aber einen Ausflug wert. Hanna war nach den knapp drei Stunden in der Kraxe „durch“. Wir werden weiter fleißig trainieren, damit demnächst noch größere Touren möglich sind. 93 Eifelschleifen warten noch auf uns!
Wieder ein sehr schöner Bericht! Die Gegend sieht auch toll aus. 😀
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Endlich wieder eine schöne Story vom Wanderpal! Man könnte auch sagen: Ein Beispiel für kindliche Früherziehung zum Wandern.
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