Kaffeefahrt in den Regenwald

03.11.2016
Wir sind in Cairns angekommen. Das liegt noch ein gutes Stück weiter nördlich als Noosa und gilt als das Tor zum Great Barrier Reef. Das Klima ist tropisch, die Sonne brennt. Also nicht wirklich mein Klima. Aber das nehme ich in Kauf, wir haben einiges vor. Eine Schnorchel-Cruise zum Riff und vorher einen Besuch im Regenwald.

Für den Regenwald haben wir – ähnlich wie für Fraser Island – bereits im Vorfeld eine geführte Tour gebucht. Es sollte in den Daintree-Nationalpark mit dem berühmten Cape Tribulation gehen. Nicht nur das Great Barrier Reef ist als Welterbe gelistet, sondern auch der Daintree-Park. Und somit liegen hier zwei Welterbestätten direkt nebeneinander. Das ist weltweit einmalig.

Los ging es – natürlich – früh. Um 7 Uhr hat uns ein Bus am Hotel abgeholt. Und da schwante mir schon böses. Der Busfahrer war gleichzeitig auch unser Guide und – wie soll ich sagen – war jetzt nicht unbedingt ein Jungspund. Aber ich bin ja weitgehend frei von Vorurteilen, also lassen wir uns mal überraschen. Immerhin ist der Bus klimatisiert.

Bevor es wirklich losging, wurden noch ein paar andere Gäste in verschiedenen Hotels abgeholt. Und wir haben einen der Stops dafür genutzt, uns vom Busfahrer einen deutschen Audio-Guide geben zu lassen. Das Gerät hatten wir dann – ganz tourimäßig – im weiteren Verlauf um den Hals baumeln. Unser Englisch würde ich jetzt nicht unbedingt als schlecht bezeichnen, aber Busfahrer Rob nuschelte mit einem ganz merkwürdigen Dialekt unverständliches Zeug in sein Mikro.

Als dann alle Gäste eingeladen waren, wurde uns bewusst, in welche Art Tour wir offensichtlich geraten sind. Um uns herum saßen nur Rentner. Das wird lustig. Ich habe mental schonmal in den Zen-Meditations-Modus geschaltet. Neben uns saß ein italienisches Pärchen. Sehr stylisch und sehr überfordert damit die Air-Condition zu bedienen. Sie haben dann irgendwann aus lauter Verzweiflung die Plätze gewechselt.

Programmpunkt 1 war eine Boots-Tour über den Daintree-River. Der ist berühmt dafür, dass in ihm die größten, aggressivsten und überhaupt gefährlichsten Krokodile der Welt leben. Von denen war aber leider nichts zu sehen. Offenbar hatten wir Pech (oder Glück?), dass der Fluß den Meeres-Gezeiten unterliegt und die Crocos bei Flut keine Uferstücke finden, an denen sie sich sonnen könnten.

Unser Audio-Guide hat witziger Weise auch im Boot funktioniert und uns allerlei Infos zu Flora und Fauna gegeben. Das meiste habe ich leider schon wieder vergessen. Auf jeden Fall ist das hier alles total einzigartig und es gibt unzählige verschiedene Pflanzen- und Tierarten. Wir haben einen seltenen Vogel gesehen, der „very hard to spot“ ist und aussieht wie ein Ast. Aufregend.

Als die Bootstour beendet war und wir wieder in den Bus stiegen, saß das italienische Pärchen dann plötzlich auf „unseren“ Plätzen. Und friemelte schon wieder an der Lüftung rum. Wir haben uns dann in die letzte Reihe gequetscht und eine kurze Beruhigungs-Meditation durchgeführt.

Nach einem überraschend guten Mittagessen ging es mit dem ganzen Grüppchen weiter zum Cape Tribulation. Offenbar haben sich hier in der Nähe dereinst dramatische Dinge abgespielt, als Captain Cook mit seiner Crew auf einem Riff aufgelaufen ist. Und das Schiff tagelang nicht befreit werden konnte. Der Verzweiflung der Crew verdanken hier einige Berge und Felsen Ihre Namen. Mount Misery, Mount Sorrow, Cape Tribulation. Die Mannschaft hat offenbar nicht sehr intensiv an eine Rettung geglaubt. Die kam aber, wie uns der Audio-Guide versichert hat.

Leider hatten wir viel zu wenig Zeit, um die Gegend richtig erkunden und genießen zu können. Busfahrer Rob mahnte zur Eile. Offenbar muss die Rentnerschaft pünktlich beim Abendessen sitzen. Und so ging es dann nach ein paar Fotos schnell wieder zurück zum Bus, die Küste wieder runter zum Mossman Gorge Besucherzentrum.

Die Mossman Gorge ist eine abgefahrene Schlucht mitten im Regenwald. Bevor wir die allerdings besichtigen durften, gab es noch Tee, Kaffee und Gebäck. Und eine kurze Vorführung über Aborigine-Kram. Das war schon alles irgendwie eine ziemliche Massen-Touri-Abfertigung und teilweise peinlich. Wenn wir sonst allein unterwegs sind und solche Gruppen sehen, machen wir uns darüber immer lustig. Jetzt sind wir selbst da rein geraten. Wenn wir wieder in Deutschland sind, müssen wir dringend ein Wörtchen mit unserem Reisebüro reden.

Es ging dann noch im Schneckentempo über einen Holz-Steg durch den Regenwald, wobei uns Rob pflichtbewusst einige Bäume und Pflanzen erklärte. Thank´s Rob! Bei der Buchungsbestätigung für die Tour stand, man möge bitte festes Schuhwerk tragen. Wir wären besser mit Flip-Flops klargekommen. Wenn ich mir allerdings den ein oder anderen Mitreisenden so anschaue, wäre vielleicht ein Hinweis auf mitzuführende Rollatoren ganz sinnvoll gewesen.

Nach einem Besuch im Souvenir-Shop, wo wir selbstverständlich etwas gekauft haben, ging es dann wieder zurück nach Cairns. Nachdem die ersten Gäste an ihren Hotels abgesetzt wurden, haben die italienischen Air-Condition-Profis die Chance genutzt sich noch einmal einen anderen Platz im Bus zu suchen. Und saßen jetzt wieder dort, wo sie ganz am Anfang schon saßen.

Fazit: Schade, dass wir keine Krokodile (und keine Baum-Kängurus und keine Lauf-Vögel – hab den Namen vergessen) gesehen haben. Die Landschaft ist wundervoll bis spektakulär und einmalig. Über die Rahmenbedingungen der Tour hüllen wir einfach den Mantel des Schweigens. Morgen ist Ruhetag und dann gehts zum Riff!

P.S.: Ein Hinweis an alle Rentner, die das hier lesen: Ihr seid natürlich ausdrücklich nicht angesprochen. Euch mag ich! 🙂

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