Die Straße am Meer

11.-13.11.2016
Der 11.11. steht vor der Tür und wir sind nicht in Köln. Was haben wir uns dabei nur gedacht? Nicht nur, dass wir den Sessions-Auftakt verpassen, auch Anjas traditionelle Martins-Gänsekeulen mussten wir ausfallen lassen. Bei unserem Alternativ-Programm fällt der Verzicht allerdings nicht schwer.

Während wir die ersten Tage in Sydney relativ lange ausgeschlafen haben, ging es am Freitag mal wieder früh aus den Federn. Damit wir um 7 das Taxi zum Flughafen besteigen konnten, um nach Melbourne zu fliegen. Dort angekommen gleich die erste Überraschung: Martin hat uns direkt am Gate abgeholt. Mit der FC-Hymne in den Auto-Lautsprechern wurde es dann zumindest ein bisschen heimatlich-karnevalistisch, als wir vom Parkplatz runter in Richtung Melbourne City gefahren sind.

Anders als in Sydney liegt der Airport in Melbourne am Stadtrand, so dass man eine ganze Weile unterwegs ist. Den Weg haben wir für einen kleinen Abstecher über die berühmte Formel-1-Strecke genutzt, die hier mitten durch die Stadt führt. Martin hat es mit seiner Wohnung im Stadtteil St. Kilda ganz gut getroffen. Das ist eines der hipperen Viertel der Stadt, hier lässt es sich gut leben. Wir haben aber erstmal auf eine ausgedehnte Erkundung verzichtet und nur kurz unsere Taschen in seiner Wohnung deponiert. Und dann gleich wieder die Rucksäcke fürs Wochenende gepackt.

Denn wir hatten noch etwas vor: Die Great Ocean Road. Eines der berühmtesten Reiseziele von Australien und nicht weit von Melbourne entfernt. Zumindest für australische Verhältnisse. Wir sind nur 1,5 h Stunden gefahren, bis wir am official Start der Straße waren. Die Great Ocean Road führt im Süden von Melbourne über ein paar hundert Kilometer direkt am Meer entlang. Am Meer entlang zu fahren ist ja immer schon schön. Hier wird es durch eine spektakuläre Landschaft noch um einige Ecken schöner.

Martin kennt sich gut aus und hat uns durch die Gegend kutschiert. Finally ein persönlicher Tour-Guide, exklusiv für Anja und mich! Unser erstes Ziel und Übernachtungspunkt war das kleine Örtchen Lorne. Das liegt wunderschön direkt am Meer und verbreitet Urlaubsfeeling. Für deutsche Verhältnisse sehr exotisch und ein hübsches Foto-Motiv für Anja waren die vielen, wilden Kakadus, die hier leben.

Nach einem leckeren Abendessen im örtlichen Pub haben wir es uns dann mit einer Flasche Wein auf dem Sofa gemütlich gemacht und Martin hat uns die Abgründe des australischen Fernsehens vorgeführt. Ähnlich wie in Deutschland läuft auch hier zu 90% Schrott. Zum Glück haben wir irgendwann ein Fußballspiel gefunden. Passender Weise spielte der Deutsche und Ex-Kölner Thomas Broich mit seinem Team Brisbane Roar gegen Adelaide. Für die Statistiker: Es ging 1-1 aus.

Der nächste Tag startete erstmal mit einem ausgiebigen und leckeren Frühstück in einem kleinen Cafe. Wenn ich mir etwas für Deutschland wünschen dürfte, dann die australische Frühstückskultur. Ich hatte Eggs Benedict, Anja und Martin einen Toast mit Avocado-Smash und pochierten Eiern. Klingt irgendwie nicht so sexy, war aber ganz wunderbar lecker.

Oberhalb von Lorne liegt ein Aussichtspunkt, den wir über eine sehr steile Straße erreicht haben. Und neben der tollen Aussicht haben wir dort auch unseren ersten Multi-Cache in Australien erfolgreich absolviert. Beinahe wären wir gescheitert, aber zum Glück ist uns noch aufgefallen, dass ich eine Zahl falsch notiert hatte. Auf dem Weg zur Dose hat Anja auch eine kleine Eule im Wald entdeckt. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Martin sich danach sicher war, dass wir auch Koalas finden werden. Wer eine kleine Eule sieht, der findet auch Koalas!

Und so kam es dann auch. Man kann von der Great Ocean Road einen kleinen Abstecher in ein Waldgebiet machen. Und in eben jenem leben offenbar eine ganze Menge Koalas. Die erste erfolgreiche Sichtung verdanken wir einem Zufall. Eine Radfahrerin stand auf der Straße und guckte relativ intensiv in den Wald. Und siehe da: Sie schaute auf zwei Koalas, die sich offenbar um die leckersten Eukalyptus-Blätter stritten und dabei eine Reihe merkwürdiger Schreigeräusche von sich gaben. Leider saßen sie relativ tief im Wald, so dass es trotz Teleobjektiv schwierig wurde, ein Bild zu machen.

Einfacher – und noch so viel süßer – wurde es dann bei der zweiten Sichtung. Diesmal hatte sich eine Koala-Mutter einen Ast genau über der Straße ausgesucht. Und sie war nicht nur damit beschäftigt, Blätter zu kauen, sie trug auch noch einen kleinen Baby-Koala mit sich herum. Unfassbar putzig die Kerle. Ich will so einen für zu Hause. Nach vielen Fotos und einer mittelstark ausgeprägten Moskitoattacke haben wir die Fahrt fortgesetzt.

Und sind nach kurzer Zeit beim Höhepunkt der Tour angekommen. Ein „12 Apostel“ genannter Küsten-Abschnitt. Wir haben zwar nur 8 gezählt, aber vielleicht gab es irgendwann einmal 12 dieser frei im Wasser stehenden Felssäulen. Ob 8 oder 12 – es ist spektakulär und wunderschön. Wir hatten allerdings mit zwei Problemen zu kämpfen. Erstens das Wetter, bestehend aus Regen und stürmischen Winden und zweitens den Touristen.

Die waren auf Grund ihrer schieren Menge schon eine Herausforderung. Durch das hohe Touristenaufkommen – jaja, wir sind auch Touristen – hat sich an den 12 Aposteln ein hektischer Hot-Spot entwickelt, dem durch dort startende Hubschrauberrundflüge die Krone aufgesetzt wird. Zwischen dem Lärm der Hubschrauber, dem Pfeifen des Windes, im  Weg herumstehenden Asiaten und gegen den Regen ankämpfend haben wir verschiedene mehr oder weniger erfolgreiche Techniken des Fotografierens getestet.

Noch ein paar Blicke und dann sind wir wieder ins Auto geflüchtet. Wir haben auf unserem  weiteren Weg auf der Straße am Meer noch ein paar echt hübsche landschaftliche Highlights angesteuert, die ich hier im einzelnen gar nicht alle aufführen kann. Ich kann nur jedem der nach Australien kommt, empfehlen diese Tour zu machen. Und zwar von Melbourne aus. Unser Reisebüro hatte uns ursprünglich vorgeschlagen, eine Tour mit dem Camper von Adelaide nach Melbourne zu machen. Das hat aber zwei entscheidende Nachteile: Der schöne Teil der Strecke liegt erst „kurz“ vor Melbourne. Und vor allem fährt man – wegen Linksverkehr – auf der falschen Seite und kann nicht mal eben links ran fahren, um ein Foto zu machen.

Für unseren zweiten Abend hatte Martin eine Unterkunft in Warnambool (oder so ähnlich) gebucht. Auf dem Weg dorthin hatten wir unsere erste Känguruh-auf-der-Straße-Sichtung. Das Vieh hoppelte vollkommen unvermittelt und wie aus dem Nichts vor uns über die Straße. Wir haben es nur knapp verfehlt. Sind die ganzen Warnschilder also doch nicht nur zur Unterhaltung der Touristen aufgestellt worden.

Nachdem wir im Motel eingecheckt hatten, haben wir noch versucht, uns mit der Klimaanlage vertraut zu machen. Theoretisch müsste man die nämlich auch zum Heizen nutzen können. Das Wetter war..nunja…wie ein Sommer in der Eifel. Nass, sehr windig, 18°. Dementsprechend kühl war es im Zimmer. Was mich nicht davon abgehalten hat, meine Politik der kurzen Hosen aufrecht zu erhalten und mir auch zum Abendessen beim Mexikaner keine Jeans anzuziehen. Ich habe Urlaub und theoretisch ist hier Frühling, also spricht nichts gegen kurze Hosen.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Rückfahrt nach Melbourne. Nach einem abermals sehr guten Frühstück sind wir über Country Roads wieder Richtung Melbourne gejuckelt. Das sind immerhin gut drei Stunden Fahrt, wir waren am frühen Nachmittag wieder in St. Kilda. Martin musste noch einmal kurz zur Arbeit, um – wenn ich das richtig verstanden habe – Bakterien „anzusetzen“, damit die sich wiederum über Nacht vermehren und er sie zur Entwicklung von DNA nutzen kann. Oder so ähnlich. Da ich das alles nicht verstehe, aber sicher Fragen kommen: Es dient der Krebsforschung.

Anja und ich haben die Zeit für einen ersten kleinen Stadtbummel genutzt und haben uns ein wenig umgesehen. Beobachtung 1: In Melbourne fließt das Leben etwas entspannter als in Sydney, im City-Center ist es aber trotzdem ziemlich hektisch. Beobachtung 2: Auch in Melbourne laufen viele verrückte Asiaten rum. Beobachtung 3: Es gibt hier an jeder Straßenecke irgendetwas abgefahrenes zu Essen. Der Versuchung haben wir widerstanden, uns später wieder mit Martin getroffen, waren kurz einkaufen und haben zu Hause gekocht.

Original-Beitrag vom 13.11.2016 mit Kommentaren:
http://www.pal.koeln/pal-down-under/die-stra%C3%9Fe-am-meer/

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