Die Karnevalsflucht in den Harz geht weiter. Und führt uns bis an die Grenzen der Welt. Also zumindest mal bis zur Mauer des Teufels. Dort geschieht etwas vollkommen unerwartetes. Die Sonne scheint. Im Harz. Während wir zum Wandern da sind. Wer hätte das je für möglich gehalten? Auf geht’s!
Ehrlich gesagt: Eigentlich wollten wir auf den Brocken. Als wir dann aber am Abend zuvor einen Blick in die Wetter-App geworfen hatten, erfuhr unser Plan eine Änderung. Statt Wolken und Nebel auf dem Blocksberg entschieden wir uns für einen Ausflug zur Teufelsmauer. Dort soll es auch sehr hübsch sein. In freudiger Erwartung haben wir uns am nächsten Morgen ins Auto gesetzt und uns erstmal gewundert. Die Sonne schien uns ins Gesicht, hoffentlich bleibt das so!
Weil wir diesmal keinen Rundweg laufen konnten, wurde die Anreise etwas abenteuerlich. Das Auto haben wir nach einer knappen Stunde Fahrt halblegal in Blankenburg am Bahnhof abgestellt. Von dort ging es erstmal mit dem Bus weiter bis Quedlinburg. Auf der halbstündigen Fahrt haben wir den Blick in die sonnige Landschaft genossen und uns über den muffligen Busfahrer gewundert. Wie kann man bei so schönem Wetter so schlechte Laune haben? In Quedlinburg angekommen haben wir gerade noch so den Zug erreicht, mit dem wir in irgendein Kaff kurz vor Thale gefahren sind. Und waren dort endlich am Start des Wanderwegs. Von hier aus sind es etwa 12 Kilometer entlang der Teufelsmauer zurück nach Blankenburg.
Wissenschaftlich betrachtet ist die Teufelsmauer eine Felsformation aus Sandstein, die auf 20 Kilometern Länge aus dem Boden hervortritt. Weil ich Geologie aber leider furchtbar langweilig finde, habe ich mir natürlich nicht gemerkt, wie das geomorphologisch funktioniert hat. Ist auch eh alles quatsch, denn die wahre Entstehungsgeschichte geht so:
Wie so oft lagen der Teufel und der liebe Gott im Clinch darüber, wer denn jetzt die Herrschaft über die Welt hat. Irgendwann einigte man sich schließlich; Gott behält die fruchtbaren Ebenen, der Teufel kann die unzugänglichen und schroffen Harzer Berge haben. Unter einer Bedingung: Er muss in einer Nacht das ganze Gebiet mit einer hohen Mauer umziehen. Der Teufel machte sich ans Werk und die Mauer wuchs. Als die Mauer nun fast fertig war, die Nacht aber noch lange nicht zu Ende war, griff Gott zu einer List. Er schickte eine Bäuerin auf den Weg zum Markt in Blankenburg. In ihrem Korb ein Hahn. Rein zufällig muss besagte Bäuerin dann wohl ins Straucheln geraten sein, der Hahn erschrak und krähte. Der Teufel, der gerade den Schlussstein seiner Mauer setzen wollte, hörte den Hahn und dachte, die Nacht sei zu Ende bevor das Werk vollbracht ist. In seiner Wut nahm er den Stein, schleuderte ihn auf die Mauer und zerstörte sie fast vollständig. Tadah: Fertig waren die Felsen, die heute sehr hübsch in der Landschaft herumstehen und die Touristen anlocken.
Zum Glück waren außer uns kaum andere Touristen unterwegs, so hatten wir die Teufelsmauer fast für uns allein. Es wurde eine richtige kleine Genusswanderung. Nach der kalten Runde durch das verschneite Okertal gestern kamen jetzt fast schon Frühlingsgefühle auf. So schönes Wetter hatten wir beim Wandern im Harz bisher noch nicht. Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
Der erste Stück des Weges zog sich vorbei an ziemlich hohen und schroffen Felsen. Sehr beeindruckend, wie die einfach so aus dem Nichts quasi aus dem Boden sprießen. Da kommt Mensch sich ganz schön klein und unscheinbar vor.
Beim Wandern gilt oft das Motto: Wer schöne Dinge sehen will, muss sich das erarbeiten. Und so mussten wir eine Lücke, die der Teufel in seine Mauer geschlagen hatte, auf einer furchtbar öden, langen und schnurgeraden Teerstraße zurücklegen, bevor wir zu einem der Highlights der Tour kommen.
Das „Hamburger Wappen“ ist wahrscheinlich eine der berühmtesten Felsformationen der Gegend. Eigentlich heißt das Ding „Drei Zinnen“. Weil es von der Form aber sehr an das Wappen der Hansestadt erinnert, wird es im Volksmund auch so genannt. Wenn man will und entsprechend geübt ist, kann man bis auf die Spitze klettern. Darauf haben wir verzichtet und stattdessen lieber die Höhlen und Felsen in der Umgebung erkundet.
Vom Hamburger Wappen zieht sich der Wanderweg, als sogenannter Kammweg, immer direkt an der Teufelsmauer entlang durch den Wald. Das war sehr hübsch zu laufen, vor allem weil wir auch immer wieder an beeindruckenden Felsnadeln vorbeikamen.
Der erste Teil des Weges war noch relativ entspannt. Bis wir an einen Wegweiser kamen, der zwei Optionen für uns bereit hielt: einen „bequemen Weg“ und die Variante „beschwerlich, aussichtsreich“. Wir haben uns natürlich für den beschwerlichen Weg entschieden und das nicht bereut.
Es ging jetzt quasi auf dem Grat entlang direkt über den Fels. Teilweise mit Geländern und Seilen gesichert, erinnerte es phasenweise an einen leichten Klettersteig. Sehr hübsch, aber auch ein bisschen anstrengend. Vor allem, weil es immer wieder Passagen gab, die durch fest getretene Schnee- und Eisflächen ziemlich rutschig waren. Wir haben uns vorsichtig voran gearbeitet.
Am Ende des Kamms und damit quasi direkt über Blankenburg thront der Großvaterfelsen. Wer hier rauf will, muss ein bisschen klettern. Wir wollten und wurden mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Der Blick reichte weit ins Harzvorland und auf der anderen Seite bis an die ersten Höhenzüge des Harzes. Mit ein bisschen Phantasie haben wir sogar unser Auto auf dem Parkplatz am Bahnhof stehen sehen.
Ich weiß, ich sage das oft, aber auch für die Teufelsmauer ergeht hiermit ein Besuchsbefehl. Wenn Ihr in der Gegend seid, fahrt da unbedingt mal hin!
Wieder ein ‚Sehr gut!
So lebendig, so anschaulich, man spürt die Freude der Wanderer, wie selbst erlebt; da braucht man gar nicht selbst hinfahren
Wir lassen wandern.
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